Auszeichnung 2015
Panoramabrücke Sigriswil
Auftraggebende:
Verein Panorama Rundweg Thunersee, Thun
Autorenschaft/Planung:
Theiler Ingenieure AG, Thun
Prüfstatik:
dsp Ingenieure & Planer AG, Greifensee
Geologie:
Geotechnisches Institut, Spiez
Vermessung:
Dütschler & Nägeli AG, Thun
Gestalterische Beratung:
Beat Gassner, Thun; Lukas Ingold, Zürich
Baubiologie:
Roland Luder, Thun
Projektpartner:
Berner Fachhochschule BFH-AHB, Burgdorf
Fertigstellung:
2012
Adresse:
3655 Sigriswil am Thunersee
Die Brücke ist auf Initiative des Vereins Panoramarundweg Thunersee entstanden, sie ist Bestandteil eines Tourismusprojekts, aber auch fussläufige Verbindung für die Schüler, welche täglich das Schulhaus in Sigriswil besuchen. Der Zusammenarbeit der anliegenden Gemeinden mit der privaten Trägerschaft wird ein hoher Stellenwert beigemessen. Ausserordentlich ist auch ein fortschrittliches Finanzierungsmodell, bei dem die Brückenkosten durch einen symbolischen Zoll Jahr für Jahr abgegolten werden. Die Brücke kann im weiteren Sinne als «soziale Plastik» gemäss Beuysscher Definition bezeichnet werden.
Durch ihre Schlankheit und Filigranität in der Ausbildung, sowie ihre Lage über dem Guntenbach erhält die Landmarke in der Bergregion eine ausserordentliche Strahlkraft. Ein silbernes Band verbindet die beiden Talschaften und ist von weit her sichtbar. Das Begehen des Brückensteges wird zum spannungsvollen Erlebnis. Gesteigert wird das Erlebnis durch den Blick in die 180m tiefer gelegene Guntenschlucht.
Die Brücke ist als klassische Hängebrücke mit einer beidseitigen, unteren Abspannung gekennzeichnet. Zwei 27m hohe geneigte und gevoutete Pylone tragen die Hängeseile, an welche der Trogquerschnitt alle 8m fachwerkartig aufgehängt und abgespannt ist. Die Pylone sind gelenkig gelagert, um die Längenverschiebung infolge Temperaturänderungen zwängungsfrei aufnehmen zu können. Der Gehweg ist als tragender Trog mit bis zu 20m Spannweite und mit differenzierten Lochungen der Stegbleche ausgebildet. Die der statischen Beanspruchung folgende Lochung macht die Brücke transparenter, leichter und weniger anfällig für horizontale Windkräfte. Die Abspannungen reduzieren die Eigenfrequenzen auf ein für den bergweggewöhnten Wanderer akzeptables Mass.
Die Brücke ist das Werk vieler, lokal verbundene Handwerker, einem Ingenieur und einem Geologen, welche die Tragwirkung spannungsvoll ausgelotet haben. Durch den äusserst effizienten Einsatz der Mittel und damit schonenden Umgang mit den Ressourcen ist der Brückensteg als nachhaltiges Werk zu bezeichnen. Insbesondere, wenn der lokale und touristische Mehrwert in einer wunderbaren Berglandschaft mit in die Betrachtung einbezogen wird. Nicht nur die Berner Voralpen sondern auch die Schweiz als Vorzeigeland mit innovativen Brücken haben eine vorbildlich gestaltete Hängebrücke erhalten. Die Brücke ist nicht nur Verbindung zweier Ortschaften sondern ein nachhaltiger Ingenieurbeitrag zur Baukultur.
Tivadar Puskas
Dipl. Ing. ETH SIA, Basel