Auszeichnung 2015
Thun Panorama, Thun
Auftraggebende:
Stadt Thun, Amt für Stadtliegenschaften
Autorenschaft/Architektur:
Niklaus Graber & Christoph Steiger Architekten ETH/BSA/SIA, Luzern
Bauingenieur:
Dr. Schwartz Consulting AG, Zug
Bauleitung:
Gassner & Leuenberger AG, Thun
Elektroplanung:
Rüegg + Partner AG, Thun
HLK/S-Planung:
Ingenieurbüro Hanimann, Zweisimmen
Fassadenplanung:
Metallprojekt GmbH, Kerns
Bauphysik:
Ragonesi Strobel Partner, Luzern
Restaurator Rundbild:
H.A. Fischer AG, Bern
Denkmalpflegerische Beratung:
Dr. Ueli Habegger, Luzern
Denkmalpflege des Kantons Bern:
Heinz Mischler, Bern
Fertigstellung:
2014
Adresse:
Schadaupark, Seestrasse 45f, 3600 Thun
Der Anbau des neuen Entréepavillons des Panoramas Thun schmiegt sich wie schon immer dagewesen an den Klinkerzylinder des denkmalgeschützen Baukörpers. Im klaren Kontrast zu dem sehr introvertierten Bestandsgebäude bettet sich der sich maximal zum Park öffnenden Eingangspavillon mit seiner visuellen Durchlässigkeit sehr sensibel in den Park ein. Komplett in Glas gehüllt, bildet der Anbau eine Kulisse für das Panorama sowie eine neue Destination im Park, die auch diesen neu erleben lässt und neue Perspektiven öffnet. Ohne laut oder mit grossen Veränderungen einzugreifen, wird das denkmalgeschützte Panorama neu in Szene gesetzt. Der Neubau wird aus der Ästhetik wie Konstruktion des Bestandes weiterentwickelt und inszeniert Panorama wie Schadau Park in neuem Licht, ein quasi neues Bijou in der Kulturmeile Thuns.
Das Zusammenspiel von Bestand, Neubau, Statik und sensibelster Umgang mit den hier relevanten denkmalpflegerischen Aspekten, sowohl in baulichen wie landschaftsplanerischen Fragen, sind das Ergebnis einer engen Zusammenarbeit der Disziplinen. Ohne ein integriertes interdisziplinäres Arbeiten aller Beteiligten, ist ein so harmonisches Ineinandergreifen von räumlicher Setzung, architektonischer und konstruktiver Ausformulierung, Dialog zwischen Neu-Alt sowie deren Umgebung nicht möglich. Die den Entwurf prägende Kooperation mit dem Bauingenieur ist hier besonders hervorzuheben.
Umbau und Anbau des Panoramas bieten ein signifikantes Beispiel eines sorgfältigen Umgangs mit Ressourcen, da der Bestand mit wenigen Mitteln erweitert, ins sich allerdings gänzlich belassen wird. Es ist mutig hier keinerlei energetische und haustechnische Sanierungsmassnahmen vorzunehmen, sondern den Bestandsbau, so Low-Tech wie er jahrzehntelang funktioniert hat, zu belassen. Dies führt an der Stelle der Schleuse zwischen Entréepavillon und Panorama zu einer recht komplexen Situation, die der sonst so minimalistischen Raumkonfiguration etwas zuwider läuft. Das ästhetische Anbinden an die Materialität des Bestandes, das gleichsam aus ihm Herauswachsen bzw. Fliessen, ist beispielhaft. Man muss wissen, dass es sich um einen Anbau handelt. Er steht wie selbstverständlich im Kontext wie zum Bestand, als ob er schon immer war. Der Anbau veredelt die denkmalgeschützte Substanz ohne ihr in irgendeiner Weise die Schau zu stehlen, nein im Gegenteil: er bietet ihr eine neue Kulisse.
Ute Schneider
Dipl. Ing. Architektin, Städtebauerin, Director KCAP Zürich, Zürich