Auszeichnung 2018

Europaplatz, Bern-Ausserholligen

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Auftraggebende:

Stadtplanungsamt/Tiefbauamt der Stadt Bern

Landschaftsarchitektur:

Extra Landschaftsarchitekten, Bern


Ingenieur:

Markwalder & Partner, Burgdorf

Lichtplanung:

Priska Meier Lichtkonzepte, Turgi

Fertigstellung:

2015/2016

Adresse:

Europaplatz, Bern



Eigentlich ist der Europaplatz ein Zufall. Um den Entwicklungsschwerpunkt Ausserholligen zu beflügeln, bauten die SBB vor gut zwanzig Jahren die S-Bahn-Station «Ausserholligen». Rolf Mühletaler gestaltete ein Bauwerk, das dank Grosszügigkeit, Transparenz und sorgfältiger Gestaltung 1997 mit einem Atuprix ausgezeichnet wurde. Auf der Rückseite endete die Unterführung an Schrebergärten, auf der Vorderseite mündete sie in ein Niemandsland unter der Autobahn. Nicht viel mehr als ein asphaltierter Trampelpfad führte von der Bahn- zur Busstation.

In der Zwischenzeit hat sich der Entwicklungsschwerpunkt mit dem Neubau der Direktion für Entwicklungszusammenarbeit, dem Tram Bern West und dem Haus der Religionen tatsächlich entwickelt. Um dies im Bewusstsein der Bevölkerung zu verankern, wurden die Bahnstationen von SBB und BLS, die Tramhaltestelle und die Freifläche unter der Brücke mit der Bezeichnung «Europaplatz» geadelt.

Heute ist der Platz kein Unort mehr. Er ist ein urbaner Platz, der nicht nur an den Rändern, sondern vor allem im Himmel begrenzt ist: Die Autobahnbrücke mit ihren Pfeilern konnten Extra Landschaftsarchitekten nicht wegzaubern. Sie haben auch nicht versucht, das Bauwerk mit Verschönerungen in den Hintergrund zu drängen. Vielmehr haben sie den spröden Charme des Ingenieurbauwerks aufgenommen und dieses mit wenigen Massnahmen in eine neue Situation übergeführt. Die Aufgabe lautete, die Bahn- und Tramstationen sicher und übersichtlich miteinander zu verknüpfen, in die Umgebung einzubinden und einen städtischen Raum mit hoher Aufenthaltsqualität zu schaffen. Die Lösung hiess Leere. Die von unterschiedlichen Gefällen modulierte Fläche wurde ausgeglichen und in sanften Neigungen an die Umgebung angeschlossen. Einzig das grössere Gefälle im Anschluss an das Haus der Religionen wurde in Stufen aufgelöst.

Weil die Brückenpfeiler nicht angetastet werden durften, überspielten die Landschaftsarchitekten die Abgrabungen des Terrains mit weissen Stufenringen. In Architekturhistorikern wecken diese Stufen die Assoziationen an ein Krepis, den Stufenunterbau eines griechischen Tempels. Den Skateboardern sind sie einfach eine willkommene Einrichtung für ihre Akrobatik, wie die Spuren an den Stufen zeigen. Nachts verwandeln leuchtende Kragen die Pfeiler in helle Lichtstützen.

Die Schwierigkeiten dieser Situation waren für das Beurteilungsgremium offensichtlich, und wer den Europaplatz nur flüchtig betrachtet, sieht in ihm weiterhin einen Unort. Doch dann zeigt sich schnell, welche Qualitäten Extra Landschaftsarchitekten mit ihren diskreten Eingriffen geben konnten. Mit der Brücke als Deckel ist der Ort zwar kein gewöhnlicher Platz, doch er funktioniert. Die Umsteigebeziehungen zwischen den Verkehrsmitteln sind selbstverständlich, das Haus der Religionen sorgt für kulturelle und kommerzielle Aktivität, und die Skateboarder und BMX-Fahrer haben ihn zum Treffpunkt gemacht. Was kann man an einem solchen Ort mehr wollen?

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