Distinction 2018
Ersatzneubau Stöckacker Süd, Bern
Auftraggebende:
Fonds für Boden- und Wohnbaupolitik der Stadt Bern, vertreten durch Immobilien Stadt Bern
Architektur:
Michael Meier & Marius Hug Architekten AG, Zürich / Armon Semadeni Architekten GmbH, Zürich
Baumanagement:
ANS Architekten und Planer SIA AG, Worb
Planende:
BSB + Partner, Biberist / Bächtold & Moor AG, Bern / Gruner Roschi AG, Köniz / Autark Engineering AG, Hätzingen / Edy Toscano AG, Rivera / Müller Illien Landschaftsarchitekten GmbH, Zürich / Bauphysik BWS Bauphysik AG, Winterthur / AFC Air Flow Consulting AG, Bern / Holzbaubüro Reusser GmbH, Winterthur / Timbatec Holzbauingenieure Schweiz AG, Thun / R+B Engineering AG, Ittigen / CSD Ingenieure und Geologen AG, Liebefeld
Fertigstellung:
2017
Adresse:
Bethlehemstrasse, 3027 Bern
Nach dem Zweiten Weltkrieg brauchte Bern schnell viele günstige Wohnungen. So entstand die Siedlung Stöckacker mit Zwei- und Dreizimmerwohnungen und Nutzgärten zwischen den Häusern. Sechzig Jahre später standen die Bauten noch weitgehend unverändert, und sie bereiteten Sorgen: Die Wohnungen hatten zu kleine Zimmer, sie waren ringhörig, die Bausubstanz war marode. Dem entsprechend war die Mieterschaft überaltert oder es wohnten nur noch Einzelpersonen in den einstigen Familienwohnungen. Eine Studie der Metron zeigte 2006, dass eine Sanierung und Verdichtung zu teuer wäre — für das gleiche Geld gäbe es mehr Wohnungen in einem Neubau. Gesagt, getan: Der Fonds für Boden- und Wohnbaupolitik schrieb einen Wettbewerb aus, den die Planergemeinschaft Michael Meier & Marius Hug Architekten und Armon Semadeni Architekten gewannen.
Sie stellten drei vielfältig abgewinkelte Baukörper mit vier bis fünf Geschossen auf das spitz zulaufende Grundstück. Die gegliederten Fassaden brechen den Massstab der grossen Volumen und verhindern lange Fronten. Im Herzen der Siedlung liegt ein hofartiger Freiraum. Eine besondere Qualität ist die Durchmischung unterschiedlicher Wohnformen. Direkt neben grossen Familienwohnungen liegen kleinere Einheiten, die das «Generationenwohnen» unterstützen. Im Bauteil entlang der Bahnlinie sind doppelgeschossige Town Houses übereinandergestapelt und aneinandergereiht.
Um den Zielen der 2000-Watt-Gesellschaft gerecht zu werden, reduzierte man die Anzahl Parkplätze auf ein Minimum, sah im Gegenzug grosszügige Veloabstellplätze vor. Für die Wärmeerzeugung werden erneuerbare Energien genutzt sowie je nach Baukörper differenzierte Lufterneuerungskonzepte umgesetzt. Als Pionierprojekt wird das Abwasser des Hauses A in einer integrierten Wasser- und Biomassenutzung (IWB) gesammelt, gereinigt und aufbereitet. Dies ist auch ein Forschungsprojekt mehrerer Fachhochschulen und der ETH Zürich.
Die drei Häuser sind nicht einfach Neubauten, sondern Ersatzneubauten. Das heisst, dass in den Altbauten Menschen lebten, von denen einige einen grossen Teil ihres Lebens im «Stöcki» verbracht hatten. Die Eigentümerin war sich dieser Problematik bewusst und hat mit einer offenen, frühzeitigen Information der Bewohner gute Arbeit geleistet. Dass die Mieterinformationen, an denen die Neubauabsichten präsentiert wurden, zweimal mit Applaus endeten, ist keineswegs selbstverständlich. Beim Stöckacker Süd war dies der Fall. All diese Aspekte machen die Siedlung Stöckacker Süd nach Ansicht des Beurteilungsgremiums zu einem mustergültigen Beispiel einer zeitgenössischen Wohnüberbauung.
Das Beurteilungsgremium würdigt deshalb nicht allein die gebaute neue Siedlung und den gut gestalteten Aussenraum. Sie schätzt auch das mustergültige Vorgehen der Bauherrschaft bei der Vermittlung des Projekts und schliesslich auch ihre Rolle als Impulsgeberin für soziale Experimente, die die besondere Grundrisskomposition der Häuser begründeten.